Die steirische Wirtschaft wird grüner

Die „grüne Wirtschaft“ in der Steiermark wächst. Damit werden Arbeitsplätze geschaffen und die Umwelt geschont. Die alten Vorurteile – Umweltschutz koste nur Geld, bremse die Wirtschaft und verhindere neue Jobs – haben ihre Berechtigung verloren.

Der Weltklimavertrag in Paris vom Dezember 2015 wurde noch am Tag des Beschlusses als historischer Erfolg gefeiert. Das Erreichen der Kernziele des Vertrages soll die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 80 Prozent senken.

Das Land Steiermark hat bereits 2010 seinen eigenen Klimaschutzplan veröffentlicht. Den Fokus setzen die Autoren ebenfalls auf die Reduktion der Emissionen, allerdings um 90 Prozent, die vor allem mit einer Umstellung der Wirtschaft erreicht werden sollen: „Diese Herausforderungen sind so hoch, dass die EU von einer ’neuen industriellen Revolution‘ spricht“, schreiben sie. Deshalb müssten die Innovationsziele schon jetzt in allen Wirtschaftsbereichen diese neuen Anforderungen berücksichtigen.

Öko-Wirtschaft wuchs um 8,4 Prozent

„Dazu muss man das alte Vorurteil loswerden, dass der Umweltschutz nur Geld und Jobs kostet“, erklärt Josef Behofsics. Er ist im österreichischen Umweltministerium (BMLFUW) für den betrieblichen Umweltschutz zuständig. Der Wahrheit entspreche diese Behauptung nämlich schon lange nicht mehr. Das sähe man auch an der Entwicklung der Umweltwirtschaft. Diese wird seit 2008 in Zahlen gemessen und an denen lässt sich erkennen, dass die grüne Wirtschaft in der Steiermark durchaus erfolgreich ist.

Demnach ist die Umweltwirtschaft in der Steiermark von 2008 bis 2011 um 8,4 Prozent gewachsen. Trotz der Wirtschaftskrise, betont Behofsics, und obwohl es 2009 einen deutlichen Einbruch gab. Im Vergleich dazu ist das Bruttoregionalprodukt um 5,1 Prozent gewachsen. Am meisten erwirtschaftet hat die Kategorie „Herstellung von Waren“ mit einem Umsatz von über zwei Milliarden Euro. Dazu zählen beispielsweise die Entwicklung und Produktion von umweltfreundlichen Technologien, etwa zur Energiegewinnung.

Die Daten werden von der Statistik Austria seit 2008 für ganz Österreich und auch jeweils für die Bundesländer erhoben. Dabei folgt sie den Standards, die vom EU-Statistikdienst Eurostat vorgegeben werden. Die Environmental Goods and Services Sector“ -Messungen (EGSS) umfassen alle Tätigkeiten zur Messung, Vermeidung, Verringerung, Beschränkung oder Behebung von Umweltschäden. Dazu gehören auch die Verwendung und Entwicklung umweltschonender bzw. weniger umweltschädlicher Technologien, Verfahren und Produkte, die die Umweltrisiken verringern und die Umweltverschmutzung auf ein Mindestmaß beschränken.

Bei den Messungen gäbe es in Österreich aber auch teilweise pragmatische Entscheidungen, sagt Behofsics: „Es lässt sich etwa nicht immer klar sagen, was nun ein ‚Green-Job‘ ist und zur grünen Wirtschaft gehört. Allgemein gilt, eine Tätigkeit muss zu einem überwiegenden Teil der Umwelt nützen. Der Posten des Umweltministers wird bei der Messung zum Beispiel nur als ein halber Green-Job gezählt.“

Wachsender Arbeitsmarkt

Nicht nur der Umsatz wächst, auch die Beschäftigung in der steirischen grünen Wirtschaft steigt stetig an. Zwischen 2008 und 2011 verzeichnete die Statistik Austria hier einen Zuwachs von 6,6 Prozent, das entspricht über 1 800 Jobs. Vorreiter war 2011 der Staat, der 890 der insgesamt 29 549 grünen Arbeitnehmer beschäftigte.

„Was den Umweltschutz anbelangt, ist Österreich ein Musterland“, sagt Josef Behofsics. Österreichweit sei 2013 bereits jeder 20. Arbeitsplatz ein Green-Job gewesen. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft sei die Beschäftigungszahl in der Umweltwirtschaft um das Fünffache gestiegen und der erwirtschaftete Umsatz machte 12 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts aus.

Was die Verlässlichkeit der erhobenen Daten betrifft, stuft Behofsics sie als vertrauenswürdig ein. Die Zahlen entsprächen auch den Einschätzungen des Bundesministeriums und seien realistisch. Eine Beeinflussung der Ergebnisse, etwa durch falsche Angaben oder Aussagen der Firmen, hält er für ausgeschlossen: „Nein, das geht mit Sicherheit nicht. Dafür sorgen die Vorgaben der EU und die genaue Überprüfung durch die Statistik Austria.“

Die von Behofsics erwähnte Behauptung, die Umwelt koste nur Geld, ist nicht nur falsch in Hinblick auf die Einnahmen der Umweltwirtschaft, sondern auch, wenn man beachtet, wie viel das Land Steiermark für den Umweltschutz ausgibt. Laut Landesrechnungsabschluss beliefen sich die Ausgaben für den Umweltschutz 2011 auf 22,6 Millionen Euro. Das sind geringe 0,4 Prozent des erzielten Umsatzes der grünen Wirtschaft im selben Jahr.

Die Umweltwirtschaft gewinnt in der Steiermark also an Boden. Behofsics sieht in allen Branchen der grünen Wirtschaft „noch großes Potenzial“. Luft nach oben, ist ja bekanntlich immer.


 

Werkstattbericht:

Daten:
Meine Daten habe ich von der Statistik Austria: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/energie_umwelt_innovation_mobilitaet/energie_und_umwelt/umwelt/umweltorientierte_produktion_und_dienstleistung/index.html

Ich habe sie bereits in fix und fertig verwendbarer Form in einem Excel Dokument heruntergeladen. Ein Säubern oder sonstiges war nicht notwendig, ich habe mir die einzelnen Kategorien zum Arbeiten lediglich in einem neuen Blatt zusammenkopiert.

Die Tabellen schlüsseln für die beiden Größen Umsatz und Beschäftigung genau auf, mit welchen Bereichen die unterschiedlichen Branchen wie viel Gewinn erwirtschaftet haben bzw. wie viele Menschen dort beschäftigt sind.

Zur Verlässlichkeit und Richtigkeit der Daten habe ich Dr. Josef Behofsics, Abteilung betrieblicher Umweltschutz des Ministeriums für Land- und Forst, Umwelt- und Wasserwirtschaft, befragt. Er versicherte mir, dass es sich dabei um sorgfältig erhobene Daten handelt. Allerdings sagte er auch, dass die Statistik Austria auch dem Ministerium gegenüber nicht alle ihre Methoden offen legt. Doch die Zahlen seien nachvollziehbar. Außerdem ist die Statistik Austria in Österreich ein verlässlicher und anerkannter Lieferant für Statistiken.

Arbeitsschritte:
Zuallererst habe ich meine Diagramme mit Excel erstellt. Eines für Umsatz Gesamt, Beschäftigung Gesamt, Umsatz nach Branche und Beschäftigung nach Branche. Allerdings fand ich sie optisch nicht sehr schön und wollte gerne etwas Interaktives. Also habe ich mir eine Testversion von Tableau heruntergeladen. Nach zwei erfolglosen Stunden habe ich Tableau wieder aufgegeben und meine Diagramme mit Datawrapper neu gemacht. Allerdings konnte man sie hier mit einem Gratis-Account nicht exportieren. Auf Anraten von Julian habe ich um einen pro-bono Account angefragt. Dieser wurde auch genehmigt, ist aber noch nicht freigeschalten. Also bin ich nochmals umgestiegen und habe nun alle Charts mit infogr.am gemacht. Dienstags habe ich nochmals zwei Stunden mit Tableau experimentiert, leider ohne sehenswertes Ergebnis. Die Tableau-Grafik von Julian konnte ich leider nicht exportieren, das geht wohl auch nur mit einem Bezahl-Account.

In Excel habe ich mir das Umsatz- und Beschäftigungswachstum in Prozent ausgerechnet sowie das Wachstum des Bruttoregionalprodukts (die Zahlen dazu kommen von der Landesstatistik Steiermark) und das Beschäftigungswachstum in Arbeitsplätze. Außerdem habe ich aus den Landesabrechnungsbüchern die Umweltschutzausgaben von 2008 bis 2011 rausgefiltert und ausgerechnet, wie viel Prozent des Umsatzes sie ausmachen.

Auf der Suche nach einem Ansprechpartner telefoniere ich mit mehreren Studiengängen der BOKU Wien, leider kann mir dort niemand weiterhelfen. Also versuche ich es beim Umweltministerium. Nach mehreren Weiterleitungen erreiche ich Dr. Josef Behofsics, der die EGSS Messungen seit 2008 begleitet und meine Fragen beantwortet.

Herausforderungen:
Die Herausforderungen waren bei mir eher technischer Natur. Ich habe keine Übung mit Excel oder sonstigen Datenverarbeitungsprogrammen. Schon das Erstellen von Charts in Excel hat daher einige Zeit in Anspruch genommen. Mit den online Programmen hat das weitaus einfacher funktioniert und sie sind noch dazu interaktiv. Mit Tableau hatte ich keinen Erfolg, trotz Tutorials und Julians Vorbild.

Quellen:

 

Die zufriedensten Nationen der Erde

Mit dem World Happiness Report erscheint alle Jahre eine Studie, die sich mit dem weltweiten Glück auseinandersetzt. Der Happyness Report dokumentiert, wo die glücklichsten – oder besser gesagt zufriedensten – Menschen des Planeten leben. Ist ein hohes Bruttoinlandsprodukt ausschlaggebend, um eine glückliche Nation zu sein? Welche Kriterien muss ein Staat erfüllen, um es im Ranking ganz nach oben zu schaffen? Und wo leben die zufriedensten Menschen? Eine Analyse.

World Happiness Report: Hans und das Glück

Besitztum macht nicht glücklich. Das ist zumindest die Kernbotschaft des Märchens “Hans im Glück” der Brüder Grimm. Der Handwerksbursche erhält als Lohn für sieben Jahre Arbeit einen kopfgroßen Klumpen Gold. Durch mehrere Tauschgeschäfte besitzt Hans zu guter Letzt nur noch zwei Steine, die ihm in einen Brunnen fallen, als er etwas trinken will. “So glücklich wie ich gibt es keinen Menschen unter der Sonne”, ruft er nach dem vermeintlichen Missgeschick heraus. “Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ging er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war”, heißt es im Märchen weiter. Es gibt also bedeutsameres als Geld und Besitz – oder gar das Bruttoinlandsprodukt eines Staates, das den Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt wurden, angibt: sich von Lasten loseisen, um frei zu sein.

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Ich zieh‘ dann mal in den Nachbarort

Das ist Teil 2 der zweiteiligen Reihe „Ziel und Herkunft”. Zum ersten Teil geht’s hier.

SteirischeVielfaltIm ersten Teil dieses Beitrags wurde der Anteil der Binnenwanderung an der Gesamtwanderung gezeigt. Jetzt geht es um die Zusammensetzung der Binnenwanderung: Wer verlässt das Bundesland, wer den Bezirk und wen zieht es nur ins Nachbardorf?

Auswandern, mal etwas anderes als das Dörfchen sehen, in dem man schon sein halbes Leben verbracht hat – davon träumen viele. Wer die Heimat tatsächlich hinter sich lässt und seinen Wohnsitz in eine andere Stadt oder ein anderes Dorf verlegt, der zieht meist gar nicht in die große, weite Welt hinaus, sondern oftmals nur in den Nachbarort. Das sagen zumindest die Zahlen zur steirischen Wanderungsstatistik.

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Raus nach Österreich

Das ist Teil 1 der zweiteiligen Reihe „Ziel und Herkunft”. Den zweiten Teil gibt’s bald hier

Zuwanderer kommen nicht nur aus dem Ausland, sondern auch aus Österreich. Aber wer macht den Löwenanteil aus?

In der Steiermark zogen 2013 41,2 Prozent der Zuwanderer innerhalb von Österreich um. In neun von dreizehn Bezirken lag der Anteil der Binnenwanderung am gesamten Zuzug sogar bei über 80 Prozent. Nur 61,4 Prozent der Neo-Grazer ziehen jedoch aus dem Inland in die Hauptstadt, während 69,7 Prozent derer, die die Hauptstadt verlassen, innerhalb von Österreich bleiben.

Wie in vielen anderen Gemeinden gab es zum Beispiel in Seckau nur eine Person, die aus dem Ausland kommend die Gemeinde als neuen Wohnort auswählte – dafür zogen aber 42 Menschen aus dem Inland zu. Gemeinden wie Waisenegg konnten gar keine neuen Mitbürger aus dem Ausland begrüßen. Einige weitere Gemeinden wie Johnsbach (heute ein Teil der Gemeinde Admont) gingen völlig leer aus und verzeichneten weder aus dem Inland noch aus dem Ausland Zuwachs.

Ähnlich wie mit dem Zuzug verhält es sich mit dem Wegzug. Die Gemeinde Niklasdorf verließen 135 Menschen, um aber in Österreich zu bleiben. Nur fünf wanderten über die Staatsgrenze aus.

Coming Soon: Teil 2 „Ich zieh‘ dann mal in den Nachbarort“ beschäftigt sich damit, wer innerhalb von Österreich wohin zieht. 

Daten 2013, Datenquelle: Landesstatistik Steiermark

Anmerkung:
Die Daten basieren auf der Gemeindestruktur 2013. Die Wanderungsdaten der neuen Gemeindestruktur ab 1.1.2015 nach den Fusionen im Zuge der Stukturreform sind noch nicht verfügbar.  Informationen zur Gemeindestrukturreform

Zu bedenken ist bei diesen Zahlen auch, dass es sich um Statistiken handelt, die sich auf das Melderegister beziehen, also nur jene Zu- und Abwanderer erfassen, die ihren Hauptsitz zu- oder abgemeldet haben.

Get the Data: Wanderungen nach Gemeinden 2013

Warum Frau sich öfter trennt

Seit einigen Jahren haben homosexuelle Paare in Österreich die Möglichkeit, ihre Partnerschaft eintragen zu lassen. Das nutzten vor allem Männer. Statistische Besonderheiten aus den Jahren 2010 bis 2014:

Seit dem 1.1.2010 können gleichgeschlechtliche Paare eine Eingetragene Partnerschaft begründen. Die gesetzliche Grundlage bildet das Eingetragene Partnerschafts-Gesetz (EPG). Abhängig vom Wohnort kann die Partnerschaft von einem Beamten bzw. einer Beamtin der jeweils zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde für rechtsgültig erklärt werden.

Insgesamt machten in den ersten fünf Jahren 2.294 homosexuelle Paare von dieser Möglichkeit Gebrauch. Die meisten von ihnen ließen ihre Partnerschaft in den ersten zwölf Monaten nach Inkrafttreten des Gesetztes eintragen: Mit 705 Eintragungen gilt 2010 bisher als Rekordjahr, das Bundesland Wien verzeichnete beinahe die Hälfte aller Begründungen.

Frauen trennen sich öfter

Fünf Jahre nach der Einführung leben in Österreich 2.364 homosexuelle Männer und 1.700 homosexuelle Frauen in einer Eingetragenen Partnerschaft. Das sind beinahe ein Drittel mehr Männer als Frauen. Auffällig ist auch, dass Frauen ihre Partnerschaften öfter wieder auflösen. Eine generell höhere Trennungsrate als bei schwulen Paaren dürfte jedoch nicht gegeben sein, denn „homosexuelle Männer leben sehr promiskuitiv“, erklärt Psychotherapeutin Susanne Adamek. Sie betreut in ihrer Paartherapie auch homosexuelle Paare, die laut eigenen Angaben jedoch alle nicht eingetragen sind. Das sei ihnen nicht so wichtig, erläutert Adamek, da sie nicht das Gefühl haben, ihre Beziehung zusätzlich vertraglich stärken zu müssen. Die Tatsache, dass homosexuelle Frauen weniger Eingetragene Partnerschaften begründen als Männer, könnte also auch damit zu erklären sein, dass sie diesen Schritt schlicht und einfach nicht für nötig halten.

Der Grund für dieses Phänomen könnte viel mehr geschlechterspezifisches Verhalten in einer Beziehung sein, vermutet Regina Beer, die Paaren ebenfalls psychotherapeutische Hilfe bietet. „Frauen warten sehr lange, bis sie ihre Unzufriedenheit aussprechen“, teilt Beer ihre persönliche Erfahrung. Während Frauen dann dazu neigten, ihre Beziehungen relativ schnell zu beenden, würde sich der Mann arrangieren und beispielsweise durch Sport Ablenkung suchen. Der Drang zur Veränderung sei bei Frauen ab dem Zeitpunkt der Aussprache viel stärker ausgeprägt als bei Männern.

Keine Auflösungen in Kärnten

In Kärnten machte dagegen kein einziges gleich­geschlechtliches Paar von der Möglichkeit der Auflösung Gebrauch. Die Rate der Auflösungen Eingetragener Partnerschaften ist in Vorarlberg mit einem Wert von 15 Prozent am höchsten: Im westlichsten Bundesland Österreich beendeten sieben von 46 Paaren offiziell ihre Partnerschaft. Geografische Zusammenhänge scheint es dahingehend jedoch nicht zu geben: Mit einer durchschnittlichen Scheidungsrate von 38,9 Prozent für den Zeitraum von 2010 bis 2014 liegt das Land Kärnten österreichweit an sechster Stelle – aber damit auch vier Prozentpunkte unter dem nationalen Durchschnitt, den etwa Vorarlberg mit 43 Prozent beinahe repräsentiert. Es verzeichnet damit die dritthöchste Scheidungsrate.

Österreichweit lösten 6 Prozent der homosexuellen Paare ihre Partnerschaft innerhalb der ersten fünf Wirkungsjahre wieder auf. Mit der Gesamtscheidungsrate – durch Statistik Austria definiert als “Wahrscheinlichkeit, mit der im jeweiligen Jahr geschlossene Ehen bei unverändertem Scheidungsverhalten durch eine Scheidung enden”  – kann dieser Wert jedoch nur bedingt verglichen werden, wenn auch knapp ein Viertel der geschiedenen Ehen im genannten Zeitraum kürzer als fünf Jahre anhielten.

Insgesamt lag die Gesamtscheidungsrate im Jahr 2014 bei 42,1 Prozent. Interessant hierbei: Bei strittig geschiedenen Ehen trug in 55,1 Prozent der Fälle der Mann das Verschulden, nur in 10,3 Prozent der Fälle die Frau.

 

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung


 

Werkstattbericht

Sechs Jahre gibt es nun in Österreich für homosexuelle Paare die Möglichkeit, vor der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde eine Eingetragene Partnerschaft (EP) zu begründen – oder diese im Falle einer Trennung aufzulösen? Immer wieder wurde die Debatte entfacht, auch, weil die EP der Ehe (noch) nicht zu hundert Prozent gleichgestellt ist.

Aber wie viele Paare haben diese Möglichkeit überhaupt genutzt? Gibt es statistisch gesehen Unterschiede zwischen Mann und Frau? Werden mehr Ehen geschieden als Eingetragene Partnerschaften aufgelöst?

Statistik Austria gibt jeweils im Februar des Folgejahres unter dem Titel „Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung“ unter anderem Daten zu Begründungen bzw. Auflösungen Eingetragener Partnerschaften sowie Eheschließungen bzw. Ehescheidungen bekannt.

Mithilfe dieser Daten habe ich mich auf die Suche nach statistischen Besonderheiten gemacht. Und es gibt sie: Tatsächlich lassen weniger homosexuelle Frauen ihre Partnerschaft eintragen – die Rate der Auflösungen ist relativ gesehen jedoch doppelt so hoch als bei homosexuellen Männern. Woran liegt das? Gibt es psychologische Gründe für dieses Phänomen? Ja, sagt Psychotherapeutin Regina Beer aus Wien: Die Antwort könnte am geschlechterspezifischen Verhalten in Beziehungen und dem Umgang mit Problemen liegen.

Sie ist eine von sieben Psychotherapeuten und -therapeutinnen, die ich versucht habe zu kontaktieren – in alphabetischer Reihenfolge nach einer Liste von Psychotherapeuten mit Fachgebiet Homosexualität in Wien. Zwei davon waren bereit dazu, mit mir zu sprechen. Susanne Adamek brachte mich auf den Punkt, dass die Trennungsrate bei homosexuellen Frauen generell nicht zwingend höher sein muss als bei Männern, da einige Paare keine Eintragung vornehmen lassen.

Bei weiterer Betrachtung der Auflösungen fiel auf, dass im untersuchten Zeitraum (den Jahren 2010 bis 2014) in Kärnten kein einziges homosexuelles Paar seine Partnerschaft auflösen ließ. Liegt das etwa an einer generell geringeren Trennungsrate im Bundesland? Nein. Denn Ehescheidungen liegen nach Datenabgleich und Mittelwertberechnung absolut im nationalen Mittelfeld (Platz 6 von 9).

Da die Gesamtscheidungsrate mit der Auflösungsrate von Eingetragenen Partnerschaften aber nur begrenzt vergleichbar ist, da der Ehe – und den dazugehörigen Daten – eine viel längere Historie zugrunde liegt. Vergleichend kann man aber feststellen, dass im untersuchten Zeitraum beinahe ein Viertel (23,7 Prozent) aller Ehen nach einer Dauer von weniger als fünf Jahren wieder geschieden wurden. In diesem Zusammenhang ist dann auch interessant, dass im Falle von strittig geschiedenen Ehen in mehr als der Hälfte der Fälle Männer die Schuld an der Scheidung tragen.

Herausforderungen:

  • Instrumente zur Visualisierung: Excel-Grafiken können nur als JPEG eingebettet werden – deswegen Umdisponierung auf Datawrapper, wo uns zuerst die Lizenz fehlte, um die Grafiken zu publizieren; schlussendlich für Infogr.am entschieden, weil es mit Link funktioniert.
  • Daten zur EP sind sehr leicht zu überblicken, da nur jene von den vergangenen fünf Jahren vorhanden sind; von der Ehe sind dagegen sehr, sehr viele umfangreiche Datensätze vorhanden – die müssen erst gesichtet und nach vergleichsweise auffälligen Daten gefiltert werden
  • Da Daten für 2015 erst im Februar veröffentlicht werden, ist der Bericht nicht auf aktuellem Stand

Datensätze wurden wie folgt bearbeitet:

  1. Die Daten von Statistik Austria (Links siehe oben) in verschiedenen Excel-Sheets nach den Kategorien Ehe bzw. Eingetragene Partnerschaften sortiert.
  2. Für die Geschichte relevante Daten in ein Vergleichsdokument kopiert: Eheschließungen + Eintragungen 2010-2014, Ehescheidungen + Auflösungen EP 2010-2014; Prozentsatz Ehedauer <5 Jahre; Summe der gefragten Jahre berechnen und Mittelwert bilden
  3. Trendverlauf von Eheschließungen und Eintragungen von EPs berechet. Herausgefunden, dass Häufigkeit von Eheschließungen und EPs pro Jahr keinen gemeinsamen Trend (aufwärts und abwärts) haben. [(Neu minus Alt)/Alt]
  4. Summe der Eingetragenen Partnerschaften nach Monat summiert und durch Schnellanalyse farblich sortiert: Juli und August sind beliebteste Monate.
  5. „Eheschließungen seit 2003 nach Ereignismonaten und Bundesländern“ von Statistik Austria heruntergeladen: Daten aus den Jahren 2003 – 2009 gelöscht, Summe der Eheschließungen aus den jeweiligen Monaten gebildet, Ergebnis in Vergleichsdokument kopiert; bemerkt, dass ich nur die Daten aus dem Jahr 2014 vergleichen kann –> bei der Ehe Jahre 2010 bis 2014 ausgeblendet, vorhandene Daten aus dem Jahr 2014 sortiert, da Summe bereits vorhanden
  6. Eintragungen + Auflösungen EP in einem neuen Tabellenblatt gegenüberstellen. Anteil in Prozent ausrechnen.
  7. Durch Schnellformatierung und Farbskala im Datensatz „Ehescheidungen seit 2004“ die Scheidungsrate in Kärnten von 2010 bis 2014 ausmachen: Summe der Scheidungen nach Bundesländern der Größe nach sortiert.
  8. Im Sheet „Daten_EP“ die aufgelösten Partnerschaften von den Eingetragenen abziehen und die Summe der noch eingetragenen Paare von 2010 bis 2014 berechnen
  9. Mittelwert des prozentuellen Anteils von Auflösungen Eingetragener Partnerschaft berechnen. = 6 Prozent
  10. Mittelwert des prozentuellen Anteils von Scheidungen von Ehen, die kürzer als 5 Jahre anhielten, berechnen = 23,7 Prozent